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Stresstest der besonderen Art: Spaniens Sparkassen unter Reformdruck

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Rodrigo Rato kämpft für das Image spanischer Sparkassen (Foto: Caja Madrid)Der spanische Bankenmarkt leidet weiterhin an den Folgen der Finanzkrise und dem Zusammenbruch der nationalen Immobilienwirtschaft. Die Sparkassen stehen dabei besonders unter Druck: Die regional organisierten und zumeist öffentlich-rechtlichen Institute sind für das spanische Finanzsystem überaus relevant und verwalten rund 40 Prozent aller Vermögenswerte in Spanien. Doch während große spanische Privatbanken wie Santander oder BBVA global agieren und international hervorragend aufgestellt sind, kämpfen die Sparkassen gegen die anhaltende Immobilienkrise und hohe Kreditabschreibungen. In den Büchern der Sparkassen liegen nach aktuellen Schätzungen noch faule Krediten in Höhe von rund 200 Milliarden Euro.

Die sozialistische Regierung von José Luis Zapatero reagierte Anfang des Jahres auf die Misere der Sparkassen und leitete eine grundlegende Reform ein: Durch Privatisierungen und Fusionen soll der Sektor gestärkt werden und bis zum Jahresende die Zahl der Sparkassen von 45 auf rund 20 sinken. Die Fusionen machte die Regierung dabei sogar zur Voraussetzung für die Förderung durch den 99 Milliarden Euro schweren staatlichen Rettungsfonds.

Zentralbank und Regierung fordern schnelleres Reformtempo

Der Reformprozess verläuft jedoch nach Ansicht der Regierung in Madrid nicht im gewünschten Tempo. Auch der Präsident der spanischen Zentralbank, Miguel Ángel Fernández, forderte kürzlich die Sparkassen dazu auf, die geplanten Fusionen bis Jahresende abzuschließen. Nur durch eine zügige Restrukturierung könnten die Institute weitere Verluste vermeiden und zukünftig die geforderten Kapitalquoten nach Basel III einhalten.

Doch in der Praxis erweist sich der Prozess als kompliziert: Die Unterschiede der regionalen Sparkassen sind bisweilen groß, die Kooperationsbereitschaft hingegen gering. Die Finanzinstitute fürchten um ihre Unabhängigkeit. Und während die Sparkassen-Manager sich mit den vermeintlichen Fusionspartnern noch über den Führungsstil streiten, haben die starken spanischen Gewerkschaften bereits den Kampf gegen einen befürchteten Abbau von Arbeitsplätzen angekündigt.

Auch die Privatisierung der Sparkassen geht derweil nur schleppend voran: Zwar war bereits im Juli 2010 der US-Investor JC Flowers mit 450 Millionen Euro bei der neuen Banca Cívica eingestiegen, doch zahlreiche ausländische Investoren, die sich ebenfalls im spanischen Sparkassensektor engagieren könnten, wurden durch den schwierigen Reformprozess abgeschreckt.

Von den geplanten Fusionen kamen bisher lediglich sieben zustande. Im Juni 2010 wurde grünes Licht für den Zusammenschluss der Caja Madrid und der Bancaja sowie von fünf kleineren regionalen Sparkassen erteilt. Die neuen Bündnispartner bringen 40 Prozent ihres Eigenkapitals und Nettogewinns in eine eigens gegründete Gesellschaft ein. Zur Stärkung der Eigenkapitaldecke wurden weitere 4,5 Milliarden Euro zu einem Zinssatz von 7,75 Prozent vom staatlichen Rettungsfonds aufgenommen. Dieses Geld wird auch als Risikovorsorge gegen weitere Kreditausfälle benötigt, denn besonders die Caja Madrid hat durch ihr übereifriges Engagement im Immobiliensektor in den vergangenen Monaten stark gelitten. Die Kreditausfallrate der größten Sparkasse Spaniens lag im März noch bei 5,43 Prozent und somit über dem Landesdurchschnitt.

Sparkassen-Chef Rodrigo Rato verteidigt Sektor

Der Präsident der Caja Madrid, Rodrigo Rato, hat mittlerweile die Kritik der Regierung und des Präsidenten der Zentralbank am Reformtempo vehement zurückgewiesen. In einem Interview mit der spanischen Zeitung El País betonte er, dass die Restrukturierung in einem angemessenen Tempo verlaufe und sein Institut bis Jahresende alle Auflagen erfüllen werde. Zugleich betonte er, dass die Fusionen der spanischen Sparkassen „sehr komplexe Transaktionen“ seien und die Zentralbank wissen müsse, dass der Restrukturierungsprozess schon aufgrund der „unterschiedlichen Kulturen“ der einzelnen regionalen Institute einen entsprechenden Zeitrahmen erfordert.

Auch den Vorwurf des aktuellen Präsidenten der Oppositionspartei PP, Mariano Rajoy, dass die Sparkassen zurzeit nur zögerlich Kredite an Unternehmen und Familien vergäben, wies der Chef der Caja Madrid zurück. Rato, der ebenfalls führendes Mitglied der konservativen PP ist, begründet die aktuelle Kreditvergabe nicht allein durch das vermeintlich mangelnde Angebot, sondern sieht auch die große Unsicherheit der spanischen Bevölkerung hinsichtlich der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung als Ursache für eine schlechtere Nachfragesituation am spanischen Kreditmarkt.

Doch die Darstellung des ehemaligen geschäftsführenden Direktors des Internationalen Währungsfonds entspricht nicht überall der Realität. Vielmehr begehen zahlreiche spanische Banken bereits wieder dieselben Fehler wie vor der Finanzkrise: Sie bieten Kreditnehmern mit geringer Bonität überaus günstige Hypothekendarlehen an und vergessen dabei offenbar, dass allein bei privaten Hausbauern die Kreditausfallrate nach wie vor bei durchschnittlich 5,9 Prozent liegt und laut Standard & Poor’s acht Prozent der privaten spanischen Haushalte mit Hypothekarkrediten den Banken mehr Geld schulden als ihre Immobilien noch wert sind.


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